Mit Aussies den ANZAC-DAY feiern
Hinter dem merkwürdigen Titel „ANZAC-DAY“ verbirgt sich der Australisch-Neuseeländische Nationalfeiertag zum Gedenken an die gefallen Soldaten. Er wird jedes Jahr am 25. April begangen. Doch dazu gleich mehr.
Nach sieben Tagen bin ich dann doch aus meinem Rotlichtviertel Hostel ausgezogen. Für die letzte Woche Sydney konnte ich bei Dan unterkommen, den ich über die Homepage der Couchsurfer kennengelernt hatte. Und ich war nicht der Einzige, der Dans Gastfreundschaft kennenlernen durfte. Wir waren circa sechs Couchsurfer, die im gesamten Haus verteilt auf Matratzen in den Fluren ihre Lager aufgebaut hatten. Als ich am späten Nachmittag das Haus erreichte, waren die Jungs bereits auf dem Sprung in die Kneipe. Ich lud mein Rucksack ab und schloss mich ihnen an.
Ein Rowdy muss mit
Auf dem Weg zur Kneipe legten wir allerdings zunächst einen Zwischenstopp im Bottle-Shop (Getränkeladen) ein. Die anderen erklärten mir jetzt, dass morgen ANZAC-DAY sei und wir zusammen ein bayerisches Frühstück machen wollten und ich deswegen noch Weizenbier kaufen sollte. Jetzt war ich vollkommen verwirrt. Was hatte das bloß mit einem australischen Nationalfeiertag zu tun?
Neben den 6 Flaschen original Weihenstephaner Hefeweizen (€ 5 die Flasche!) für das Frühstück, deckten wir uns alle noch mit Wegbier ein. Das wurde gleich geöffnet und mir in einer Papiertüte in die Hand gedrückt. Mit meiner eingewickelten Flasche fühlte ich mich wie im prüden Amerika! Dabei dachte ich immer, dass nur die Amis so verklemmt sind – aber da hatte ich mich wohl getäuscht!
Am nächsten Tag war es also so weit: 25. April, das bedeutete ANZAC-DAY, das bedeutete bayerisches Frühstück. Mir war das Ganze immer noch ein Rätsel und nicht ganz geheuer! Der Tag startete in der Küche mit dem Versuch, wunderschöne Laugenbrezeln herzustellen. Nach den ersten zwei missglückten Exemplaren, wurden die ersten Flaschen Weihenstephaner Hefeweizen geöffnet. Und schon sahen die nächsten Brezeln super aus. Der Frühstückstisch war voll beladen, mit allem, was das Bayernherz höher schlagen lässt: flüssiges Brot, Weißwürste, Kartoffelsalat und Brezeln. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie gut deutsches Essen im Ausland ankommt. Das bayerische Frühstück wurde förmlich inhaliert und nach kurzer Zeit saßen alle pappsatt um den Tisch herum.
Nachdem das Weizenbier ausgegangen war, machten wir uns alle auf den Weg zu Dans Bowling Club, einem lawn bowls Club (http://thepbc.org.au/). Er war der zweite Vorsitzende und somit kannte er dort auch jeden. Auch wir anderen fanden sehr schnell Anschluss und verbrachten den gesamten Tag im Club.
Lawn bowls ist richtig lustig! Die Kugel ist nicht rund wie ein Ball, sondern an einer Seite ein wenig abgeflacht – also eher ein unförmiges Ei. Es macht also auch nichts, wenn man dabei das ein oder andere Bier konsumiert. Und so endete der Tag, wie er begann: mit Bierchen, Bierchen und Bierchen!
Couchsurfen ist wie eine Wundertüte und ich wurde immer wieder überrascht. Dan war nicht nur ein super Gastgeber, er hatte auch noch ein prima Hobby: Bierbrauen! Vom Schwarzbier bis zum Lemon-Gras-Bier und weiteren Kreationen. Und er hat es geschafft Bier zu brauen, das wie deutsches schmeckt! Für meinen Gaumen war das die reinste Erholung, denn das australische Bier in den Pubs ist … eher ungenießbar für uns!
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Sydney erkunden
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Für mich zwängte sich immer wieder die Frage auf, wie ich mit meinem Budget im teuren Sydney über die Runden kommen beziehungsweise die Stadt erkunden sollte. Wenn schon sechs Partytomaten im Supermarkt ein Vermögen kosteten, wie konnte sich dann ein Backpacker dennoch günstig Sydney ansehen? In der ersten Woche lief ich von Kings Cross immer zu Fuß in die Stadt. Mit der Zeit waren meine Füße das gewohnt und ich konnte so jedes Eckchen der Stadt erforschen. Als ich dann etwas nach „Außerhalb“ zu Dan zog, besorgte ich mir eine Wochenkarte für den Nahverkehr.
Mit der Wochenkarte für Bus, Bahn und Fähren für Sydney machte ich mich auf. Besonders schön fand ich die Fährfahrten – vom Wasser aus bot sich nochmal eine ganz andere Perspektive auf die Stadt. Auf den Fährfahrten konnte ich auch mal etwas abschalten von dem chaotischen Couchsurferhaus und mir auch überlegen, wie meine nächsten Reiseschritte aussehen sollten.
Der offizielle Hafen „Darling Harbour“ gefiel mir nicht. Diese Gegend ist ein künstlich angelegter Touristenmagnet: überall Einkaufszentren, Restaurants, ein riesiges 3D IMAX-Kino, das National Maritime Museum, das Sydney Aquarium, das Convention & Exhibition Centre, das Motor World Museum und das Powerhouse Museum. All diese Attraktionen sollen die Besuchermassen bändigen. Nach einem kurzen Rundgang zog es mich dann zu meinem Lieblingsplatz in Sydney, dem „Circular Quay“, genauer gesagt zu den „Overseas Passenger Terminal“,. Vom „Circular Quay“ geht es am Wasser entlang dann weiter zu den „Overseas Passenger Terminal“
Manchmal setzte ich mich morgens zum Frühstücken bei den wahnsinnige Aussicht auf die Harbour Bridge und die Oper. Hier ein kleiner Tipp: Am Ende des „Overseas Passenger Terminal“ gibt es einen kleinen Aussichtsturm. Den oberen Teil kann man besuchen, im unteren befindet sich ein Restaurant. Zum Aussichtsturm kommt man, indem man entweder am Anfang (Richtung Circular Quay) die Treppen des „Overseas Passenger Terminal“ hochgeht und einfach rechts zum Boardingbereich der Kreuzfahrtschiffe einbiegt, oder hinten (Richtung Harbour Bridge) die Auffahrt für die Autos benutzt. Keine Sorge, alle Bereiche sind frei zugänglich, wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Von dem Aussichtsturm habe ich wundervolle Fotos von der Harbour Bridge und der Oper bei Nacht gemacht!
Helfen in der Young Henrys Brauerei
Zwei Tage vor meiner Abreise aus Sydney halfen Jo, ein weiterer Couchsurfer aus Deutschland, und ich Dan bei seinem Neben-Job in der Young Henrys Brauerei. Insgesamt sollten 5 Hektoliter Bier in Flaschen abgefüllt werden – eine vollautomatische Abfüllstraße gab es allerdings nicht. Die Abfüllmaschine war dann auch noch defekt und füllte statt vier nur noch ein bis zwei Flaschen ab. Dan setzte große Hoffnungen in uns Deutsche: „Ihr kommt aus Deutschland – ihr könnt das reparieren!“ Ein Spruch, den ich auch in Afrika schon häufig zu hören bekommen habe.
Gesagt getan, mit einer Kurzanleitung machten wir uns ans Werk und reparierten die Maschine zumindest so weit, dass sie wieder drei Flaschen gleichzeitig befüllen konnte. Der Besitzer der Brauerei hätte sich zwar besser eine neue Maschine angeschafft, war uns aber trotzdem sehr dankbar. So haben wir dann noch einige Liter Bier für unser Abendessen abgestaubt.
Gutes deutsches Essen selbstgemacht
Da wir Couchsurfer bei Dan umsonst wohnen durften und er auch abends in der Kneipe oft einen ausgab, hatten wir zum Ausgleich folgende Abmachung getroffen: Im Wechsel kochte immer einer von uns Couchsurfern. So sparte sich Dan Geld und die Zeit am Herd und kam außerdem in den Genuss verschiedenster Kochkünste und -traditionen aus aller Welt.
Als Jo und ich – also „die Deutschen“ – mit Kochen dran waren, entschieden wir uns für selbstgemachte Spinat-Käs-Spätzle. Der Besuch im Supermarkt brachte uns an den Rand des Ruins, da wir für 9 Personen kochen mussten und Käse in Australien sau teuer ist.
Nach drei Stunden war es dann soweit: Die selbstgemachten Spätzle wurden aus dem Ofen geholt und mit zwei Kilo Käse und gebratenen Zwiebeln auf den Tisch gestellt. Aussies, Frenchs, UKs und wir selbst waren total begeistert von der schwäbisschen Hausmannkost! Endlich mal wieder was Leckeres aus der Heimat!
Viele haben mich gefragt, warum ich nur in Sydney war. Die Antwort ist recht einfach: Australien ist ein recht teures Reiseland und dazu reizen mich Erstweltländer nicht sonderlich. Alles ist organisiert und strukturiert, das habe ich auch zu Hause in Europa. Natürlich lässt sich Australien in den meisten Punkten nicht mit Europa vergleichen, aber meine Reiselust zieht mich eher in andere Länder.
Eines dieser reizvolleren Länder war Indonesien. Von Sidney aus wollte ich direkt dorthin weiterfliegen. Da ich bei meinen Reisevorbereitungen oft gelesen hatte, dass die Verlängerung eines Touristenvisums in Indonesien selbst nicht möglich sei, besuchte ich das indonesische Konsulat in Sydney und hoffte auf ein Visum – ein Prozess, der in der Regel etwa zwei Wochen dauerte. Im Konsulat wurde ich ziemlich schnell abgefertigt mit der Aussage, dass es seit Neuestem kein Problem mehr wäre, im Land selbst das Visum zu verlängern. So komplimentierten sie mich raus und hatten keine Arbeit mit mir. Und ich flog direkt nach Indonesien und würde ein „visa on arrival“ vor Ort beantragen.
Beeindruckender Beitrag und die Bilder sind sehr gut gelungen.
Hi Luder,
ja zeig dem Rest der Welt gerne was es Gutes bei uns gibt, solange Du uns ein paar Biers vom anderen Ende Welt reservierst. Ihr seid ja ne richtige eingeschworene Bande dort. Eure Brauerei könnte als Location für einen augebufften Tatort dienen, wie wär’s?
Wo ist denn deine Perle abgeblieben, derzeit auf Umwegen? Ich arbeite an Skype, versprochen!
Was macht die Inline-hockey Welt da draußen? Die junges vermissen Dich!
Hau rein
dein Olaf
Gude Olé Pistole,
ja die Perle ist seit Boliven (Anfang März) auf ihren eigenen Pfaden. Morgen treffe ich mich mit Christina (habe ich Buenos Aires kennengelernt) in Bali, dann wollen wir zusammen etwas reisen.
Die Bierlocation ist klasse, direkt neben den Tanks steht schon eine Bar und es wird noch ausgebaut! Perfekt fürs PTF, aber etwas weit entfernt halt! Sehr schade!
Hockey gab es in Südamerika gar nicht und hier habe ich auch nur einmal zwei Inlineskater gesehen, ist wohl nicht sehr bekannt! Grüß mir die Jungs am Freitag und sag ihnen, dass ich sie und das Hockey sehr vermisse!
Cheers Jens 8)