Der Völkermord und Genozid am armenischen Volk von Anfang des 20. Jahrhundert wird heute noch von der Türkei geleugnet. Geschichte ist oft trocken, langweilig und dauert ewig zu lesen, deshalb gibt es hier die Geschichte in Kurzform. Daher halte ich es wie Johann Wolfgang von Goethe
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen
… und ich füge noch an „Blog lesen“!
Was war der Auslöser des Genozids gegen die Armenier
Das außenpolitisch geschwächte und innenpolitisch vom Zerfall bedrohte Osmanische Reich trat im November 1914 in den Ersten Weltkrieg ein und dieses waren die Gründe. Die Jungtürken waren eine politische Bewegung im Osmanischen Reich, die eine politische, militärische und wirtschaftliche Modernisierung des Osmanischen Reich erreichen wollten und 1908 kamen sie nach einer Revolution an die Regierung. In der Zeit des Aufstiegs der Jungtürken nutzten die Österreichisch-Ungarische Monarchie die Revolutionswirren im Osmanischen Reich, annektierten förmlich die bis dahin (1908) völkerrechtlich zum Osmanischen Reich gehörigen Gebiete von Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn. 1911/12 griff Italien nach dem heutigen Libyen, welches die nordafrikanische Provinz der Jungtürken war und nach einigen Inseln in der Ägäis. Mitte 1912 führten diese Niederlagen zum stürz der jungtürkischen Regierung durch konservative Türken. Da allerdings die Konservativen kurz darauf den sogenannten Ersten Balkankrieg erklärten und in diesem Ersten Balkankrieg sämtliche europäische Provinzen verloren, Istanbul kurz vor dem Fall stand, gelangten die Jungtürken am 23. Januar 1913 durch einen Militärputsch zurück an die Macht.
Als im November 1914 das Osmanische Reich an der Seite Deutschlands in den Ersten Weltkrieg eintrat, wurden alle Verträge mit dem Ausland gekündigt, die die Souveränität des Osmanischen Reiches beschränkten. Darunter waren zum Beispiel „die Kapitulationen des Osmanischen Reiches“ und „die Administration de la Dette Publique Ottomane“ und das armenische Reformpaket. Das Osmanische Reich hatte den Wunsch verlorene Gebiete von Russland wieder zurück zu erobern und so erfolgte 1914 eine groß angelegte Offensive im Kaukasus, die um die Jahreswende 1914/15 mit einer verheerenden Niederlage endete. In diesem Konflikt gab es einige Armenier, die für die Russen kämpften in der Hoffnung auf Unabhängigkeit. Wahrscheinlich war dies der Auslöser, warum das Osmanische Reich daraufhin mit dem Völkermord der Armenier begann.
Der Ablauf des armenischen Genozids
Der erste Schritt geschah im Februar 1915, als armenischen Soldaten der osmanischen Armeen entwaffnet und anschließend entweder getötet oder in Arbeitsbataillonen gesteckt wurden. Kurz darauf folgten Hinrichtungen der Angehörigen dieser Bataillone. Der Völkermord begann am 24. April 1915 mit Razzien gegen armenische Intellektuelle in Konstantinopel, die nach Ankara deportiert wurden. Im Mai 1915 wurde die Erklärung der „Ausrottungsfeldzug gegen die Armenier“ veröffentlicht und ein paar Tage später folgte von der türkischen Regierung ein Deportationsgesetz, dass die Sicherheitskräfte anwiesen, die Armenier einzeln oder insgesamt zu deportieren. Währen der Deportationen gab es an der armenischen Zivilbevölkerung viele Massaker, die nicht nur durch das Militär, sondern auch von türkischen Polizisten erfolgten. Viele auf Befehl ihrer Vorgesetzten, aber auch teils eigenmächtig. Die Zahl der Menschen, die den Massakern und Deportationen zum Opfer fielen, variieren je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen. Eine genaue Zahl gibt es leider nicht, da die Bevölkerungsstatistik des damaligen Osmanischen Reichs nicht aussagekräftig ist. Eine osmanische Kommission des Innenministers bezifferte 1919 die Zahl der armenischen Todesopfer auf 800.000 Armenier.
Was erwartet dich in der Gedenkstätte Zizernakaberd?
Die armenische Genozid Gedenkstätte Zizernakaberd befindet sich etwas außerhalb der Innenstadt nämlich auf dem gleichnamigen Hügel „Zizernakaberd“. Das Denkmal hat ein beeindruckendes Design, denn es besteht hauptsächlich aus einer 44 Meter hohen, schlanken Granitnadel „The Reborn Armenia“ und einer ewigen Flamme. Die ewige Flamme ist von 12 großen grauen Basaltplatten umgeben und jede von ihnen repräsentiert eine der 12 verlorenen Provinzen Westarmeniens, welches heute große Teile der Türkei sind. Die großen Basaltplatten wurden alle nach innen zur ewigen Flamme geneigt, was angeblich das Niederbeugen und Trauern symbolisieren soll. Die ewige Flamme liegt im Mittelpunkt der 12 großen Basaltplatten und etwas tiefer. Beim Absteigen der etwas steilen Stufen schaut man automatisch nach unten und neigt sein Kopf nach unten um der ermordeten Armeniern zu gedenken.
Was erwartet dich in dem Genozid Museum?
Das Genozid Museum besteht aus einer Ausstellung, die in verschiedenen Teilen aufgegliedert ist. Das Genozid Museum ist etwas in den kleinen Berg hineingebaut worden und die Ausstellung ist als eine Art Rundtour durch die Jahre 1909 bis 1917. Die Ausstellung beginnt mit den Hintergründen, wie es zu dem Völkermord kam und dem damaligen Leben der Armenier in Westarmenien der heutigen Türkei. Der größte Teil der Ausstellung befasst sich mit dem Jahr 1915 und den zwei Folgejahren. An den Informationswänden werden die Vorgänge des Völkermords mit alten Fotos, Texten sowie Zeitschriften und Zeitungen dokumentiert. Was dabei besonders auffällt ist, dass die Bilder die Brutalität zeigen, die damals vorherrschte. Solche Art von Bildern sah man in den letzten Jahren verpixelt in den Nachrichten, wenn der IS wiedermal gemordet hat.
Aus der Geschichte lernen und dran erinnern
Ich finde es persönlich wichtig an Geschichte zu erinnern, daraus zu lernen und es besser zu machen. Was geschehen ist, das können wir heute 100 Jahre später nicht mehr ändern. Ich finde auch, dass wir für diese Geschehnisse nicht verantwortlich sind, aber dennoch immer in Demut vor der Geschichte haben sollten. Gerade heute wird versucht Geschichte zu verdrehen, Populisten sprießen wie Unkraut aus dem Boden und erzählen irgendwelche Unwahrheiten. Daher ist es wichtig Gedenkstädten zu bewahren und an die Geschichte zu erinnern, aber wir sollten immer nach vorne schauen, denn hier liegt die Zukunft der Menschen. Daher empfehle ich dir den Besuch der Gedenkstätte Zizernakaberd in Jerewan.
Öffnungszeiten: Wann ist das Genozid Museum geöfnet?
- Dienstag bis Sonntag: 10.00-17.00 (letzte Einlass ist 16.30 Uhr)
- Montag: Geschlossen
- Das Museum ist an offiziellen Feiertagen geschlossen (30. Dezember, 31. Januar, 1.-6. März, 1. Mai, 9., 28. Juli, 5. September, 21. September)
Bilder vom Genozid Denkmal
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Hallo Jens,
von wann ist dein Blog über Armenien.
Ich zitiere etwas daraus in einer Vorwissenschaftlichen Arbeit und bräuzchte das Jahr.
Danke für eine kurze Info
Hallo Otto,
der Blog Post ist von Mai 2019, da war ich dort!
VG Jens