Das Inselhopping geht weiter und ich erreiche die kleine Anlegestelle Mattnäs auf der Insel Nago. Mein Ziel auf Nagu ist meine nächste Unterkunft das Bed & Breakfast Kaptentensgården. Die Strecke beträgt knappe 4 Kilometer. Ich muss einmal links und nach drei Kilometern einmal rechts gehen und stehe vor dem alten Schulhaus, was heute der B&B Kaptentensgården ist.
Der Weg ist easy zu gehen und es gibt kaum Höhenunterschiede, die Alpen sind es nicht gerade. Auf meinem Weg komme ich immer wieder mal an kleinen interessanten Shops vorbei. Hier werden verschiedene Waren zum Verkauf angeboten, mal Gemüse, Blumen bis hin zu selbstgestrickten Socken. Das Interessante daran ist, dass es keine Verkäufer gibt und auf die Ehrlichkeit der Menschen gesetzt wird. Ich wundere mich schon sehr, dass sogar das Wechselgeld hier herumliegt. Wer etwas kauft, soll es bitte dann in ein Heft eintragen, damit der Verkäufer das dann sehen kann. Ein Einheimischer erklärt mir, dass das System gut funktioniert, denn hier auf Nagu wäre es sehr sicher und die Menschen ehrlich.
Ein Hauch von Afrika im B&B Kaptentensgården
Der Weg biegt von der Hauptstraße ab und ich komme an ein paar Baugeräten und Fahrzeugen vorbei und wundere mich. Der Weg geht leicht bergauf, plötzlich öffnet sich der kleine Weg mit den Bäumen am Rand und ein großer freier Platz mit Wiese taucht auf. Ein Wunderschönes Haus steht mir gegenüber und ich sehe erst gar nicht, wo der Eingang ist. Ich entscheide mich für den Wintergarten und betrete das Haus.
Im Wintergarten stelle ich erst einmal meinen Rucksack ab und gehe weiter in das Haus rein. In der Küche werde ich fündig, meine Gastgeberin Svanhild ist gerade am Kaffee kochen. Svanhild ist eine ältere Dame und betreibt über den Sommer ein kleines B&B, aber hauptberuflich ist sie Designerin.
Sie begrüßt mich und lädt mich auf einen Kaffee mit einem selbstgemachten Blaubeerenkuchen ein. Da kann ich nicht nein sagen. Beim Kaffee erzählt sie mir was über ihr Projekt in Benin und wie sie dort ihre Designerkleidung herstellen lässt.
Wo Benin auf Finnland trifft
Svanhild erzählt mir, dass sie während der Hippiezeit das erste Mal nach Benin kam und dort ihr Herz verloren hat. Neben ihrer Heimat hat sie sich in das Land verliebt, aber erzählt mir auch von den Problemen, die sie dort bei der Produktion ihrer Designerstücke hat. Da ich auch schon oft in Afrika war, kann ich ihren Kampf gegen die Windmühlen verstehen. Sie ist aber dennoch Feuer und Flamme und fährt jedes Jahr über den Winter nach Benin um den Frauen dort Arbeit und ein Einkommen zu geben. Ich bewundere immer solche Menschen, sie leben Entwicklungshilfe und geben den Menschen Würde in dem sie ihr eigenes Geld verdienen.
Der Aussichtsturm am Wolfs Hill
Den Nachmittag verbringe ich mit etwas wandern um die Landschaft zu genießen. Da ich morgen weiter über die Insel zur Fähranlegestelle Mättnes laufen werde, entschließe ich mich zum „Wolfs Hill“ zu laufen. Der Weg ist recht einfach, da es gute 2,5 Kilometer zurück zur Anlegestelle Mattnäs geht. Dann geht es irgendwo rechts ab von der Straße, da muss man mal sein Google Maps anschalten und die Koordinaten 60°08’07.3″N 21°47’10.9″E eingeben. Dann einfach Querfeldein laufen, wenn du auf dem richtigen Weg bist, dann gibt es auch ab und an ein Wegweiser. Von der Straße aus sind es ca. 20 Minuten bis zum Aussichtsturm.
Was für eine Aussicht
Also eins muss man den Finnen lassen, die Aussichtstürme sind schon klasse. Der Blick über die Wälder von Nago ist schon beeindruckend und mit solch einem Ziel macht der kleine Spaziergang auch richtig Spaß. Ich habe noch zwei Bula´s vom Morgen in der Tasche und als ich mich unterhalb des Turms an den kleinen Rastplatz setze treffe ich James, der hier den St Olav Waterway zum Wiedererwachen bringen möchte. Er erzählt mir von einem Pilgerweg, der hoch im Norden sich über drei Länder erstreckt und nächstes Jahr eröffnet werden soll. Übrigens ist ein Teil des Archipelago Trails auch ein Teilstück des St Olav Waterway, der ein alter Pilgerweg ist. Ich biete ihm ein Bula an und er holt eine Thermoskanne mit Kaffee aus seinem Rucksack, so sitzen wir eine Zeit zusammen. Er erzählt mir auch, warum der Platz hier „Wolfs Hill“ heißt. An einer Seite geht es etwas steiler bergab und früher sollen die Einheimischen die Wölfe vor sich hergetrieben haben, die dann in Panik dort runtersprangen und starben. Ob die Geschichte jedoch wahr ist, ist nicht so richtig bekannt. Jedoch passt sie zu dem Namen Wolfs Hill.
Sauna muss sein
In der Cottage befindet sich wieder einmal eine Sauna, in der ich es mir am Abend gemütlich mache. Das Schöne an diesem Urlaub ist, dass ich Zeit habe. Dadurch, dass es erst kurz vor Mitternacht etwas dunkel wird, kommt es mir vor, als ob der Tag einige Stunden länger ist. Ich hole Holz und feuere die Sauna an. Nachdem sie recht heiß ist, setze ich mich rein und genieße die Erholung von meiner kleinen Tageswanderung.
Auf zur Fähre M/S Eivor und der Fähranlegestelle Pärnäs (Nagu)
Svanhild gab mir den Tipp, dass ich nicht die Hauptstraße zum Fährterminal nehmen, sondern schon einiges vor der Hauptstraße links ab soll. Hauptstraße hört sich sowieso nicht sehr verlockend an und somit laufe ich den beschrieben Weg und bereue es nicht. Viereinhalb Kilometer sind es bis zur Fähre und diese sind so kurzweilig, obwohl ich schon langsam laufe. Ich komme an drei Seen vorbei und genieße die frische Luft beim Laufen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und ich erreiche die Fähranlegestelle eine Stunde bevor die M/S Eivor nach Jurmo und Utö ablegt.
Auf ein Eis ins Lomanauvo – Spinkkilä
Direkt am Fähranlegestelle gibt es ein kleines Restaurant, das von den Durchreisenden besucht wird. Ich bin eine Stunde vor der Abfahrt nach Jurmo hier und kaufe mir ein Eis. Die Sonne brennt und ich setze mich in den Schatten auf der Terrasse. Das Eis schmeckt und ich beobachte die Leute, die hier kurz halt machen oder auf die kleine Autofähre nach Korpoo warten.
Mit der M/S Eivor tief ins Schärenmeer
Endlich geht es los raus ins Schärenmeer und zu den zwei entferntesten Inseln, die man mit einer öffentlichen Fähre erreichen kann. Eine Viertelstunde vor dem Ablegen der M/S Eivor gehe ich an Bord und zwar einfach hinten auf dem Autodeck rein. Wie fast alle Fähren in Finnland ist die dreistündige Fahrt nach Jurmo, oder noch weiter raus nach Utö, kostenfrei.
Im Zwischendeck gibt es verschiedene Sitzmöglichkeiten, eine Art Großraumabteil oder Tische mit sechs Plätzen. Hier gilt die Devise, wer zuerst sein Platz sichert hat ihn auch. Ich bin kurz vor der Ferienzeit unterwegs und es ist nicht viel los. Somit lege ich meinen Rucksack an einem Tischplatz ab und erkunde noch den Rest der Fähre.
Das Sonnendeck der M/S Eivor
Oben auf dem „Sonnendeck“ ist es nicht so bequem wie auf einem Kreuzfahrtschiff, aber bei schönem Wetter kann man hier wunderbar die Landschaft und die Schären der Ostsee genießen. Von hier oben beobachte ich das Auslaufen und einige Zeit die vorbeiziehende Landschaft, bevor es mir etwas zu kühl wird. Es scheint zwar die Sonne, aber der Fahrtwind treibt mich wieder in das Schiffsinnere.
Das M/S Eivor Café
Meine Erkundung geht weiter und führt mich in den Bauch der Fähre. Hier wartet auf mich das kleine Bistro oder besser gesagt Café. Es ist nichts los, die Mitarbeiter sitzen herum und surfen im Internet, denn hier gibt es FREE WIFI für alle. Ich setze mich auch an einen Tisch, checke mal was es so Neues in der Welt gibt und rufe meine Emails ab.
Plötzlich spricht mich ein älterer Finne an und fragt, ob er mich zu einem Kaffee und Bula einladen darf. Der Kaffee ist OK und der Bula kommt bei weitem nicht an die der letzten Tage ran. Die Unterhaltung ist etwas zäh, da er nur gebrochen englisch spricht, aber wir können uns verständigen. Das sind Begegnungen auf Reisen, die ich mag und diese Begegnungen erfährt man nur, wenn man individuell auf Reisen geht. Nach einer guten Stunde gehe ich wieder hoch zu meinem Tisch und relaxe ein wenig bis wir Jurmo erreichen.
Auf Jurmo steigen zwei Personen aus, mein neuer Bekannter und ich. Ich denke wir werden uns sicherlich noch über den Weg laufen, denn Jurmo ist nicht sehr groß. Mehr im nächsten Blogbeitrag…
Bilder von der Insel Nagu
Mit dem Fahrrad, Auto oder dem Bus
Du kannst diese kleine Etappe mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem Bus zurücklegen. Wie du siehst, der Archipelago Trail ist für alle Reisearten machbar.
Informationen zu Fähren und Bussen auf dem Archipelago Trail
Du möchtest den Archipelago Trail erkunden! Dann habe ich hier die wichtigsten Informationen zur Planung für dich!“
Ich denke, dass das größte Problem sein könnte, dass du dich fragst „Wie finde ich die Bus- und Fährverbindungen auf dem Archipelago Trail heraus?“. Genau das habe ich bei meiner Planung auch gedacht und ich möchte dir hier die Lösung der Frage vorstellen. Wichtig dabei ist eigentlich nur, dass du deinen Abfahrts- und Ankunftsort kennst und schon kannst du deine Verbindung überprüfen, ob sie so vorhanden ist.
Wie und Fähr- und Busfahrpläne auf dem Archipelago Trail & in ganz Finnland
Das gute an der Planung ist, dass du deine Verbindung, die Fahrzeit und die Fahrtkosten ganz einfach über das Internet abfragen kannst. Diese Planung macht deine Reiseplanung einfach und du kannst deine Zeit so planen wie du es magst.
Die Busfahrpläne Fährfahrpläne auf dem Archipelago Trail und in Finnland
Alle Busverbindungen und Fahrpläne in Finnland sind über jeweils eine Webseite abrufbar. Schön ist, dass die Webseiten eine gute Eingabefunktion haben, da die Eingaben gleich mögliche Varianten vorschlagen und du somit leicht deinen Abfahrts-, Endhaltestellen und Anlegestellen findest.
- BUS https://liput.matkahuolto.fi/connectionsearch?lang=en
- FÄHRE http://www.ferry.fi
- FÄHRE https://www.rosita.fi/ (Winterfahrplan der M/S Eivor)
- FÄHRE https://www.rosita.fi/ (Sommerfahrplan der M/S Eivor)
Mit öffentlichen Verkehsmitteln den Archipelago Trail bereisen – Die Route
Ich habe dir hier mal alle Bus – und Fährverbindungen auf dem Archipelago Trail aufgeschrieben, dann kannst du die Route leicht mit deinen Reisezeiten abchecken.
ACHTUNG! Bei kleinen Fähren ist es wichtig vorab bei der Fährfirma anzurufen und diesen mitzuteilen, dass du an der kleinen Anlegestelle wartest. Am besten ist es einen Tag vorher dort anzurufen. Ich denke, dass du das einfach in Englisch erledigen kannst, aber es geht viel einfacher! Dein Gastgeber in deiner Unterkunft wird dies für dich gerne übernehmen, wenn du sie fragst. Oft kommen sie sogar auf dich zu und fragen, ob sie die Fähre „bestellen“ sollen. Daher nicht schüchtern sein und sie bitten dort anzurufen.
Hier die Stationen für deinen Trip durchs Schärenmeer
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- Turku – Pargas [Skärgårdsbuss to Pargas] Line 901, 902, 903
- Pargas – Kirjais vgs (Pargas) [Skärgårdsbuss to Nagu/Nauvo] Line 901, 902, 903
- Kirjais Österudde – Brännskär Island [FÄHRE] Commuterferry M/S Nordep
- Hier gibt es zwei Möglichkeiten! Ich hatte die Variante A) gewählt
- Variante A) Privaten Shuttle bei Linus Söderlund angefragt und gebucht [BOOT]
- Variante B) Brännskär – Mattnäs [FÄHRE] M/S Myrskylintu, M/S Cheri
- Pärnäs (Nagu) – Jurmo – Utö – Pärnäs (Nagu) [FÄHRE] M/S Eivor
- Nagu – Korpo [FÄHRE]
- Korpo (Pargas) – Houtskär / Mossala (Pargas) [Skärgårdsbuss] Line 903
- Houtskär (ferrypier Mossala) – Iniö (ferrypier Dalen) [FÄHRE] Diese Fähre ist nur im Sommer in Betrieb und schließt den Archipelago Trail. Gebührenpflichtig
- Laufen ca. 6 Kilometer ggf. ein TAXI oder per Anhalter
- Iniö – Iniö Jumo [FÄHRE]
- Laufen 4 Kilometer ggf. ein TAXI oder per Anhalter
- Iniö (ferrypier Kannvik) – Kustavi (ferrypier Heponiemi) [FÄHRE]
- TAXI oder per Anhalter (ca. 16 Kilometer bis zu Kustavi Center)
- Kustavi – Raisio [Bus] Taivassalon Auto Oy
- Raisio to Naantali [BUS] FÖLI Nummer 6 oder 7
- Naantali – Turku [BUS] FÖLI Nummer 6 oder 7
Kennst du schon unsere weiteren Finnland Artikel?
- Turku – Ein Städtetrip und der Start zum Schärenmeer
- Der Start ins Schärenmeer – Pargas & Kirjais
- Brännskär – Ein kleines Inseljuwel im Schärenmeer
- Jurmo – Eine Insel im südlichen Schärenmeer
- Utö – Der Horizont des Schärengartens
- Auf nach Korpo – weiter geht´s auf dem Archipelago Trail
- Über Iniö geht´s per Fuß
- Auf zu den Inseln Kustavi und Vuosnaisten – Jurten in Finnland?
- Naantali mit seiner traumhaften Altstadt
- Das kostenlose Ebook zum Archipelago Trail – Das Schärenmeer
- Beste Reisezeit Turku: Wetter und Klima
- Finnish Archipelago – Ins Naturparadies eingetaucht
- Åland ist anders – ganz anders
Weitere Infos und Links zu einer Reise nach Finnland
- Touristen Information der Stadt Pargas
- Der Weg zur Fähre um nach Jurmo und Utö zu fahren
- Informationen zum Wolfs Hill | Große Karte | Große Karte
- Information über Finnish Archipelago [EN] (Wikipedia)
- Viking Line (Fähre)
- Tallink Silja (Fähre)
- Informationen über das Finnische Archipel
- Zur Karte des Radwegs „The Archipelago Trail“
- Zur Onlinesuche von Fährverbindungen auf den Arichipelago Trail
- Restaurant Skärgårdsbaren in Turku
- Brauerei Panimoravintola Koulu in Turku
Disclaimer: Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Visit Archipelago und Visit Turku.
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Hallo Jens, das liest sich ja alles sehr toll! Eine kurze Frage: Ist die Archipelago Route auch mit einem 6m Wohnmobil befahrbar und wie ist dafür die Infrastrukur? Vielen Dank, Ulrich
Hallo Ulrich,
ja ich meine schon, dass das mit einem Wohnmobil möglich ist. Die Fähren sind alle groß um kleine LKWs auf jeden Fall zu transportieren.
VG Jens