Du hast das erste Bild vom Radio Optical Observatory ROT-54 gesehen und denkst sofort an den James Bond Film „GoldenEye“, der beim 305 Meter großen Arecibo-Observatorium in Puerto Rico gedreht wurde und über Jahrzehnte das größte Radioteleskop der Welt war. Leider ist die 900 Tonnen schwere Instrumentenplattform auf die darunter liegende Schüssel hinabgestürzt und die riesige Schüssel ist zusammengefallen. Übrigens gibt es seit 2016 ein noch größeres Observatorium in China, das seitdem das Größte der Welt ist.
Komme ich aber jetzt wieder zurück zum Radio Optical Observatory ROT-54 in Orgov (Armenien), das zwischen 1975 und 1985 gebaut und in den 1986 und 1990 betrieben wurde. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hat man einige Versuche unternommen das ROT-54 wiederherzustellen und wieder zu betreiben, leider wurde daraus jedoch nichts. Seit 2002 ist das Radio Optical Observatory ROT-54 als historisch und kulturell bedeutendes armenisches Denkmal anerkannt und es wird Zeit sich dieses außergewöhnliche Denkmal, oder dieser Lost Places anzusehen.
Wie groß ist das Radio Optical Observatory Telescope ROT-54 – Zahlen & Fakten
Als die ROT-54 [Radio Optical Telescope] ist nur ein Sechstel so groß, wie das „GoldenEye“ in Puerto Rico, aber dafür ist es genauso spektakulär anzusehen. Der Durchmesser des halbkugelförmigen Radioteleskops beträgt 54 Meter und liegt am Boden, ich finde es sieht aus, als wurde es in den Berg gebaut. Es hatte einen beweglichen Sekundärspiegel mit einem Durchmesser von 5 Metern. Jetzt wird es technisch und ich denke, das wird nur noch ein „Nerd“ interessieren, oder sie verstehen es. Nun gut, aber ich schreib es mal auf um die Fakten zusammenzuhalten. Durch den Sekundärspiegel ergibt sich ein nutzbarer Durchmesser von 32 Meter, der eine Oberflächengenauigkeit von etwa 70/100 μm hat. Daraus ergibt sich eine Betriebswellenlänge von 30-3 mm (10-100 GHz), allerdings wurde es ursprünglich entwickelt, um bis zu 1 mm (300 GHz) Wellen zu beobachten. Das optische Teleskop hat einen 2,6 Meter großen Spiegel mit einer Brennweite von 10 Metern.
Was machen Radioteleskope?
Mit Radioteleskopen erforschen Wissenschaftler Radiowellen, die nicht auf der Erde, sondern in weit entfernten Galaxien entstanden sind. Diese Radiowellen können den Wissenschaftlern Einblicke in die Entstehung der Galaxien und ihre chemische Zusammensetzung geben. Der Superclou wäre, wenn es den Forschern dabei gelänge mit ihrer Anlage Radiosignale außerirdischer Lebensformen zu empfangen und diese hörbar zu machen.
Wie funktionieren Radioteleskope?
Durch den großen Parabolspiegel wird die aus dem Weltall kommende Strahlung so reflektiert und abgelenkt, dass die Strahlen in einem Brennpunkt (Fokus) zusammentreffen. Die dort auftreffende und gebündelte Strahlung wird dort in der Antenne in elektrische Signale umgewandelt. Der Parabolspiegel sollte beweglich sein, damit dieser in die gewünschte Richtung zu drehen und zu kippen ist, um die Strahlung besser einzufangen. Da die Radiowellen ferner Galaxien sehr schwach sind, werden sehr große Parabolspiegel zur Bündelung der Strahlung benötigt. Daher ist die Größe der Anlage sehr wichtig, kurz gesagt: Um so größer die Anlage, um so besser die Ausbeutung (Empfang) der eingehenden Strahlung um die Signale zu analysieren.
Was war das Teleskop ROT-54?
Das Teleskop ROT-54 war das leistungsstärkstes Teleskop in Armenien und zu seiner Blütezeit mit modernster Technologie ausgestattet. Dadurch konnte es die entlegensten Regionen des Weltraums beobachten und bot wertvolle Einblicke in das Innenleben entfernter Galaxien, Sterne und Sternphänomene.
Der unvollendete Solarkonzentrator AREV in Orgov
„Paris Misakovich Herouni“ war ein armenischer Physiker und Ingenieur, der in den Bereichen Radiophysik, Radiotechnik und Radioastronomie tätig war. Er plante den Solarkonzentrator AREV [armenisch AREV (արև) = Sonne], welches ein solarthermisches Kraftwerk werden sollte. In den 1990er Jahren gab es eine Energiekrise in Armenien und 1991 stellte Herouni sein Projekt eines Wärmekraftwerks vor. Das AREV verfügte über eine größere Produktivität zu anderen internationalen Projekten, die ein ähnliches Ziel verfolgten und erhielt dadurch eine große Aufmerksamkeit von Industrieländern wie zum Beispiel China, Großbritannien, Russland, den USA, Griechenland. Das Ziel von Herouni war jedoch die Umsetzung des solarthermischen Kraftwerkprojekts in Armenien, um die Energie des Landes zu sichern. Der Bau von hundert solarthermischen Kraftwerken mit einer Leistung von 1,5 MW würde nach Planungsschätzungen nicht nur die Versorgung des gesamten Landes mit Strom, sondern auch die Abschaltung des Kernkraftwerks Metsamor ermöglichen. Heute ist das AREV-Projekt in Armenien vergessen, denn die Umsetzung scheiterte damals am Geld und dem Willen den Solarkonzentrator fertigzustellen. Jedoch ist das Interesse an diesem Solarkonzentrator in anderen Ländern noch vorhanden, denn grüne Energie zu gewinnen ist heute noch wichtiger geworden als noch vor dreißig Jahren.
Der Sonnenkalender beim ROT-54
Vor dem Eingang zum Kontrollzentrum findest du den Sonnenkalender, der nicht nur die Uhrzeit, sondern auch das Datum anzeigt. Der Sonnenkalender besteht aus magmatischem Gestein und rotem Tuffstein. Neben seinem unbestreitbaren wissenschaftlichen Wert hat der Sonnenkalender auch eine kulturelle Bedeutung. Der berühmte Bildhauer Panosyan war mit der Dekoration des Kalenders beauftragt und es gibt eine ähnliche Konstruktion gegenüber dem National Institute of Standards in Jerewan. Auf der Rückseite ist eine Beschreibung und Erklärung in Englisch angebracht, die leider kaum noch lesbar ist.
Was heute im Radio Optical Observatory ROT-54 zu besichtigen gibt
Die komplette Anlage des Radio Optical Observatory ist ein kompletter „Lost Place“ und es kam mir vor, als hier nichts mehr instandgehalten wird. Das Schöne ist, dass wir mit unserer kleinen Gruppe ungestört durch alle Gebäude und Anlage laufen konnten, Fotos und Videos machen. Ich stehe am Rand des ROT-54 und nehme jetzt erst die Größe wahr. Wahnsinn wie groß das ROT-54 ist. Danach geht es zum Solarkonzentrator AREV, von dem praktisch nur das Gerippe steht. Ein paar Spiegelpaneele wurden damals angebracht und die restlichen Paneele liegen am Boden, in Gebüschen oder sonst wo auf dem Gelände herum. Es geht einmal quer durch den Solarkonzentrator AREV um danach zum Kontrollzentrum und dem Sonnenkalender zu laufen.
Das ehemalige Kontrollzentrum ist noch gut erhalten und macht einen tollen Eindruck auf mich. Von hier aus kann man direkt auf das Radio Optical Observatory ROT-54 schauen und es steuern. Ich kann mir vorstellen, dass die Forscher damals einen aufregenden Job hatten. Hier im Kontrollzentrum endet dann die Tour und nach einiger Zeit des Fotografierens geht es dann wieder zurück nach Jerewan.
Wie das Radio Optical Observatory ROT-54 in Orgov besuchen?
Wie kann ich das ROT-54 in Orgov bei Jerewan besuchen? Mein Plan war es, dass ich einfach dorthin fahre und am Eingang frage, ob ich mir die Anlage ansehen kann. Leider benötigt man wohl eine Genehmigung, um das ROT-54 zu besuchen. Angeblich würde man diese bekommen, auch wenn man an der Einfahrt nachfragt und man Glück hat, dass jemand in Jerewan telefonisch erreichbar ist. Ich habe auf meiner kleinen Wanderung ein paar Jungs von „Urban Armenia“ kennengelernt, die alle paar Wochen eine Tour zum ROT-54 machen. Glücklicherweise boten sie ein paar Tage später diese Tour an und ich buchte sie bei ihnen. Ich habe sie einfach über Instagram @urbanarmenia3000 angeschrieben und die Tour gebucht. Bezahlt habe ich 19.000 AMD [€ 44,68 | Stand 2023] direkt am Treffpunkt. Die Webseite ist in russisch, jedoch kann sie leicht über den GoogleTranslater übersetzt werden. Der Kontakt erfolgt in Englisch und war sehr gut.
Was war inbegriffen in der Urban Armenia Tour:
- Der Transfer von/nach Jerewan
- Die Genehmigung zum Besuch des ROT-54
- Englischsprachiger Guide
- Am Ende im Kontrollraum ein kleiner Snack
Ich fand die Tour sehr gut, hätte vielleicht etwas länger sein können, aber gesehen haben wir alles, was dort zu sehen war. Vielleicht kann es immer länger dauern, aber eine Gruppen-Tour ist leider keine individuelle Besichtigung.
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