Langzeitreisen Nach einer Langzeitreise oder Weltreise Weltreise 2012

Akklimatisiert? Oder doch Nebenwirkungen?

geschrieben von Jens

Die Zeit verrennt und nun bin ich schon wieder sieben Wochen zurück in Deutschland. Wo ist die Zeit geblieben? Das ist immer ein gutes Zeichen wenn es kurzweilig ist. ;-)
Bevor ich auf meine Reise ging hörte ich ständig den Satz „Man bist du mutig!“ oder „Das ist ja mutig!“. Seit dem betreten deutschen Bodens lautet der Satz jetzt „Nun musst du dich erst mal akklimatisieren!“ oder „Hast du dich schon akklimatisiert!“.
Ich finde beide Fragen komisch und will diese gar nicht beantworten oder kann es auch nicht mit einem Satz. Damals empfand ich meine Reise nicht als mutig, was ich heute noch so sehe und heute ist es ähnlich mit dem „Akklimatisieren“. Die Frage an sich ist doch eher eine Floskel, oder die Antwort will und/oder kann derjenige nicht verstehen.
Na klar ist es wieder eine Umstellung vom Reisealltag zum Arbeitsalltag. Für mich ist es recht einfach, da ich meine Wohnung noch hatte und dazu noch meine Arbeit. Im Büro musste ich gerade einmal den Staub von der Tastatur wischen und nach zwei Tagen feststellen, dass sich nichts geändert hat. Es gab in den 15 Monaten noch nicht einmal einen größeren Softwarewechsel und somit steige ich da ein, wo ich den Arbeitsalltag vor 15 Monaten verlassen hatte.

Hat sich den Garnichts geändert??

Doch hat es! Ich habe mich geändert, vielleicht nicht für Jeden ersichtlich, aber ich merke es! Ich bin glücklich über jeden gelebten Tag meiner 340 Reisetage und denke täglich daran. Ich bin glücklich wieder zu Hause zu sein und meine Familie und Freunde wieder zu haben. Die ersten zwei Tage genoss ich so sehr, ein sauberes Bad, eine warme Dusche und das leckere Essen von Mama.
Allerdings gibt es auch einige Probleme mit denen ich persönlich zu kämpfen hatte und noch habe. Nachts kann ich nicht mehr durchschlafen und das kommt nicht von einem Jetlag, den hatte ich so gut wie nie auf meiner Reise und Jordanien ist auch gerade einmal zwei Stunden voraus gewesen. Es liegt an etwas Anderem! Es liegt an der Veränderung, die mit mir zu tun hat. Ich kann es auch in den ersten Tagen selber nicht greifen, nicht verstehen, aber in der dritten Nacht wache ich auf und sag zu mir „Ich muss wieder weg – die Reise ist noch nicht zu Ende!“
Mir wird so langsam klar, dass Deutschland meine Heimatbasis ist, zu der ich zum Auftanken zurückkommen will und muss. Der Akku für mich wird von meinen Freunden und Familie aufgeladen und mein Konto durch meinem Arbeitgeber. Ich schiebe den Gedanken immer wieder Beiseite eine weitere Reise anzugehen, denn ich habe auch Wünsche und Sehnsüchte für die Zukunft in Deutschland. So entschließe ich mich nach 17 Tage in Deutschland erst einmal ein halbes Jahr in zwei Jahren freizuschaufeln, ob es klappt weiß ich bis jetzt noch nicht. Jedoch weiß ich genau, dass ich mir bis kurz vorher keine Gedanken machen werde wohin es mich in diesen sechs Monaten verschlagen soll. Aber ich will die Option einfach nutzen, denn das Leben ist zu kurz um dieses auf dem Schreibtisch zu verschlafen!
Seit dem diese Entscheidung bis in mein Unterbewusstsein vorgedrungen ist klappt es mit dem Schlafen schon etwas besser, aber ich habe noch ein ganz anderes Problem, welches mir nach drei Wochen aufgefallen ist. Ich kann mich in Ruhezeiten nicht mehr konzentrieren. Es bezieht sich nicht auf meine Arbeit oder wenn ich zusammen mit Freunden etwas unternehme, es geht einfach um die Zeit in der ich alleine bin und nichts mache wie zum Beispiel Fernsehen schaue. Ich freu mich auf einen Film Sonntagsabends und will es einfach genießen ruhig auf dem Sofa zu sitzen, aber das klappt leider nicht mehr. Nach 20 Minuten werde ich innerlich unruhig, nach 30 Minuten zäppe ich durch die Sender und nach spätestens 40 Minuten ist es vorbei und ich schalte das Radio an. Oder ein anderes Beispiel. Ich gehe gerne in die Sauna, nach einem Aufguss ist es einfach schön die Ruhe zu genießen, die Augen zu schließen um einfach etwas zu schlummern. Ich schließe die Augen und meine Gedanken fangen an durch meinen Kopf zu sprudeln. Das kleine Sprudeln wird zum Strudel und zieht mich mit. Mein Hirn schaltet die Gänge hoch und spätesten wenn der sechste Gang des Fünfganggetriebes erreicht ist, ist Schluss mit der Ruhe . Ich schaffe es einfach nicht mehr abzuschalten, zu mindestens zur Zeit!
Ich sitze gerade im Zug von Köln nach Frankfurt, habe die obigen Zeilen schon ein paar mal durchgelesen und mir fällt etwas auf. Eben saß ich noch mit zwei Reisefreunden beim brunchen und sprachen auch über das „Zurückkommen“. Während der ganzen Reise habe ich mir wenige Dinge vorgenommen, die ich machen wollte in Deutschland. Eine private Sehnsucht hat sich bis vor fünf Minuten bei mir nicht mehr gemeldet. Zwei weitere Sachen habe ich auch noch nicht in Angriff genommen. Bis jetzt schob ich immer Zeitgründe vor, obwohl ich diese Selbstlüge schon vor ein paar Wochen erkannt habe. Ich bin unzufrieden mit dieser Situation und muss das jetzt angehen. Jedoch bin ich mir sicher, dass meine innerliche Unruhe das auch nicht lindern wird.
Mir fehlt das Ungewisse, welches mir auf der Reise täglich vor die Füße gefallen ist. Zur Zeit komme ich mir wie der Zug vor, in dem ich gerade sitze, der in seinen vorgepressten Schienen fährt. Mit manchen meiner Sehnsüchte für Deutschland würde ich Neuland betreten, aber das hängt nicht von mir alleine ab.
Ich bin gespannt wie die nächsten Monate verlaufen werden, welche Sehnsüchte und Projekte sich verwirklichen (lassen).

Über den Autor

Jens

Hallo ich bin Jens, Weltreisender, Entdecker und auch Blogger. Ich blogge aus Leidenschaft und mein Wunsch ist es dich zu inspirieren auf Reisen zu gehen. Seit 2004 reise ich mit dem Rucksack um die Welt und das wenn möglich im Budget Bereich. Reisen muss nicht teuer sein und Abenteuer erlebt man nicht im Hotel auf der Couch. Meine Blog Artikel entstehen nach einer Reise, ich möchte diese mit meinen Erfahrungen füllen und dir dazu noch viele Tipps und nützliche Informationen dazu geben. Übrigens, kannst du dir vorstellen, dass in einem normalen Blog Artikel bis zu 10 Arbeitsstunden stecken. Authentizität ist mir wichtig und ist der Reise Blog werbefrei und soll auch in Zukunft bleiben.

3 Kommentare

  • Hallo Jens,

    ich bin auch 1,5 Jahre gereist und kenne die Situation des Zurückkommens sehr gut. Ich habe damals auch gemerkt, dass ich einige Veränderungen in meinem Leben brauche und bin seitdem viele neue Dinge angegangen, z.b. arbeite ich bis heute an einer beruflichen Veränderung, da ich mir einen Job wünsche, der mich nicht nur langweilt. Auch ich wollte damals am liebsten wieder losziehen, habe aber gemerkt, dass es wichtig ist, an meiner Unzufriedenheit im hier und jetzt zu arbeiten. Im Moment reichen mir auch kleine Auszeiten vom Alltag, z.B. eine zweiwöchige Wanderung in der Türkei. Ein Blog ist auch ein tolles Mittel, um mit dem Reisen in Kontakt zu bleiben, früher gab es ja nur die Möglichkeit die Fotos in ein Album zu kleben und ins Regal zu stellen ;-)
    Vielleicht sieht man sich ja auf der ITB beim Travel-Blogger-Meeting!
    lg
    Laura

    • Hallo Laura,

      wir sehen uns in Berlin zum ITB Travel-Blogger-Meeting! Wird bestimmt eine coole Veranstaltung!!

      Bis dann zwei Wochen!!

      Grüße Jens ;-)

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