Du sitzt am Gate, das übliche Flughafen-Wuseln umgibt dich, doch dein Blick klebt fest an deinem Smartphone. Dein Daumen schwebt über dem Display, während der Timer unerbittlich nach unten tickt. Es geht nicht um irgendein Spiel – es geht um das „Luxus-Upgrade über den Wolken zum Schnäppchenpreis“. Nur noch wenige Minuten trennen dich von der Entscheidung: Bleibst du in der engen Economy oder genießt du den Flug in der luxuriösen Business Class oder Premium Economy? Dieses „Gate-Gänsehaut-Gefühl“ hat einen Namen: SeatBoost.
SeatBoost ist eine Auktions-App, die Last-Minute-Upgrades zu Preisen, die weit unter den regulären Tarifen liegen, verspricht. Doch ist das Ganze wirklich der ultimative Reise-Hack für Schnäppchenjäger oder eine riskante Spielerei, bei der man am Ende draufzahlt?
Ich habe es gewagt auf meinem Langstreckenflug von Bangkok nach Frankfurt und zeige dir Schritt für Schritt, wie das Mitbieten funktioniert, welche versteckten Tücken du kennen musst und – am wichtigsten – ob sich der Nervenkitzel finanziell wirklich für dich auszahlt.
Was ist SeatBoost? Das Prinzip der Last-Minute-Auktion erklärt
Was ist SeatBoost? Das Prinzip der Last-Minute-Auktion würde ich vergleichen wie eBay für Flugzeugsitze, allerdings kurz vor Ablauf der Auktion. Auf Flügen bleiben desweilen ein paar Plätze frei in der Business oder Premium Economy Class, weil sie bis kurz vor Abflug nicht verkauft wurden. Manche Airlines versuchen diese zu füllen, um noch etwas Geld zu generieren. Die teilnehmenden Airlines, die versteigern auf der App SeatBoost ihre Restplätze an die Passagiere, die bereits am Gate warten. Der Fluggast kann bei der Live-Auktion mitbieten und auf ein Upgrade hoffen.
Das Prinzip ist denkbar simpel: Anstatt einen festen (und meist sehr hohen) Aufpreis für ein Upgrade zu zahlen, bietest du mit anderen Passagieren desselben Fluges um die Wette. Wer kurz vor dem Boarding das höchste Gebot abgegeben hat, gewinnt den besseren Sitzplatz.
Die wichtigsten Eckdaten zum Ablauf
- Zeitrahmen: Meisten kannst du ab 24 Stunden vor dem Abflug bereits dein erstes Gebot abgeben und spätestens 60 Minuten vor dem Start.
- Echtzeit-Auktion: In der App gibt es ein Leaderboard, in dem du in Echtzeit verfolgen kannst, ob dich gerade jemand im Rennen überboten hat. Natürlich kannst du hier dein Gebot erhöhen.
- Bezahlen nur bei Erfolg: Ein Gebot abzugeben kostet erst einmal nichts! Nur wenn du die Auktion tatsächlich gewinnst, wird deine Kreditkarte mit dem Gebotsbetrag belastet.
Welche Airlines unterstützen SeatBoost? Condor ist mit an Board!
Die Partner-Airlines, die bei Seatboost ihre Sitze anbieten sind: Condor, IBERIA, LATAM, TAP Air Portugal, air greenland, avianca, HX und WESTJET.
Schritt für Schritt: So ersteigerst du dein Upgrade mit der App
Die SeatBoost App ist sehr einfach zu bedienen und somit kann wirklich jeder mitbieten. Der Prozess ist intuitiv und in wenigen Minuten bist du nach dem Download startklar. Das sind die Schritte, um das Luxus-Upgrade zu ersteigern:
- Die App herunterladen & registrieren: Lade dir die SeatBoost-App (iOS oder Android) auf dein Smartphone. Registriere dich und hinterlege deine Kreditkartendaten. Das ist wichtig, da der Betrag nur bei Auktionsgewinn sofort von deiner Kreditkarte abgebucht wird.
- Deinen Flug finden: Ab 24 Stunden vor Abflug wird das Zeitfenster für die Auktion geöffnet. Als erstes musst du deine Fluggesellschaft auswählen. Im nächsten Schritt benötigst deinen Vornamen, Nachnamen und deinen Buchungscode (PNR). Wenn dein Flug für eine Auktion freigeschaltet ist, wird er dir sofort angezeigt.
- Gebot abgeben und Leaderboard checken: Jetzt wird es spannend! Du siehst das aktuelle Mindestgebot und ein Leaderboard. Nach der Abgabe deines Höchstbetrags siehst du sofort, auf welchem Rang du landest. Du kannst dein Gebot jederzeit erhöhen, wenn dich jemand überholt.
- Den Zuschlag erhalten: Etwa 60 bis 90 Minuten vor Abflug endet die Auktion. Solltest du den Zuschlag für das Upgrad bekommen haben, wird deine Kreditkarte automatisch belastet.
- Neu einchecken: Deine alte Bordkarte wird ungültig. Die App generiert dir sofort eine neue digitale Bordkarte für die Business oder Premium Economy Class. Damit gehst du ganz entspannt durch das Boarding, oder fragst am Gate-Counter nett nach einer neuen Boardkarte.
Mein Sitzplatz-Tipp nach dem Gewinn des Upgrades

Ich frage am Gate nach einem noch besseren Sitz, da ich in der Mitte zwischen zwei Personen sitzen sollte. Ich bekam einen Sitz am Gang und der Nachbarsitz war dazu noch frei! Also Super Premium Economy
Ich habe nett beim Gate gefragt beim Ausstellen der neuen Boardingpass, ob nicht noch ein anderer Sitzplatz in der Premium Economy frei wäre, da ich in der Mitte zwischen zwei Personen sitzen sollte. Daraufhin bescherte mir das freundliche Nachfragen einen weiteren Sitzplatz! Ich bekam einen Sitz am Gang und der Nachbarsitz war dazu noch frei! Also Super Premium Economy
Die Tücken im Detail: Wo beim Bieten die Fallstricke lauern
Ein Upgrade in die Business oder Premium Economy Class fühlt sich toll an. Das SeatBoost Last-Minute-Schnäppchen ist jedoch kein regulär gebuchtes Business Class Ticket mit all seinen Konditionen. Daher solltest du dies unbedingt vor deinem Gebot wissen:
- Kein Lounge-Zugang: Die Auktion endet oft erst 60 bis 90 Minuten vor Abflug und zu diesem Zeitpunkt stehst du bereits am Gate. Da zu kommt, dass viele Airlines, darunter auch Condor, den Lounge-Besuch bei SeatBoost-Upgrades explizit ausschließen.
- Gepäckregeln bleiben gleich: Hast du einen Economy-Tarif ohne Aufgabegepäck gebucht? Dann bleibt das so, selbst wenn du jetzt in der Business Class sitzt. Das zusätzliche Freigepäck, das normalerweise in der höheren Klasse inklusive ist, wird bei Kurzfrist-Upgrades meist nicht gewährt und du hast bei Auktionsende bereits schon dein Gepäck am Check-in abgegeben.
- Sitzplatz-Lotto: Du kannst dir deinen Sitzplatz nicht aussuchen. Du bekommst das, was nach dem regulären Check-in noch übriggeblieben ist. Das kann der Fensterplatz sein, aber auch der Mittelsitz.
- Keine Planungssicherheit: Ob du der Gewinner der Auktion bist, dass erfährst erst kurz vor dem Boarding.
- Keine Meilen-Extra-Punkte: In den meisten Fällen werden dir Meilen nur für die ursprünglich gebuchte Klasse gutgeschrieben, nicht für die ersteigerte Business Class.
- Keine Erstattung: Wenn du die Auktion gewinnst, ist der Betrag sofort fällig und nicht mehr stornierbar, auch wenn du dich kurz danach umentscheidest.
Kosten-Check: Ist SeatBoost finanziell wirklich ein guter Deal?
Deal or no deal? Wer macht Kasse mit SeatBoost? Sparst du wirklich hunderte Euro oder ist es eine geschickte Methode der Airlines, noch den letzten Cent aus dir herauszupressen? Die Antwort lautet: Es kommt auf dein Bietverhalten an.
Hier ist der finanzielle Realitätscheck:
- Der Mindestpreis-Vorteil: SeatBoost-Auktionen starten oft bei einem Mindestgebot, das deutlich unter dem regulären Upgrade-Preis liegt. Mein Beispiel vom Flug BKK-FRA Upgrade auf Premium Economy: Beim Online Check-in wurde mir ein Upgrade für € 149,00 angezeigt. Das Mindestgebot bei SeatBoost startete bei € 75,00. Wenn niemand mitbietet, hast du ein echtes Schnäppchen gemacht. Ich zahlte am Ende € 99,00 für das Upgrade auf Premium Economy und lag somit € 50,00 günstiger.
- Gefahr durch den „Bieterrausch“: Das Leaderboard in der App ist psychologisch clever gemacht. Man sieht, wie man von Platz 1 auf Platz 3 rutscht und möchte „gewinnen“. Wer hier nicht aufpasst, bietet schnell mehr, als das Upgrade eigentlich wert ist.
- Der Vergleich zum Festpreis: Bevor du bietest, solltest du immer prüfen, was die Airline in der App oder auf der Website als „Sofort-Upgrade“ anbietet. Oft ist der Preisunterschied zwischen dem „sicheren“ Upgrade und dem riskanten SeatBoost-Gebot überraschend gering (manchmal nur 50 €). In diesem Fall lohnt sich das Zocken kaum.
- Verlorene Vorab-Investitionen: Hast du bereits für viel Geld einen XL-Sitzplatz in der Economy reserviert? Dieses Geld ist bei einem SeatBoost-Gewinn weg und wird nicht auf das Upgrade angerechnet. Das macht den Deal unterm Strich teurer.
- Auf Langstrecken: Du erhältst ein Upgrade für € 350,00 auf ein flaches Bett in der Business Class, das regulär locker € 1.000 Aufpreis kosten würde. Das wäre ein Schnäppchen!
- In der Nebensaison: Der Flieger ist leer, die Airline will irgendwie noch einen Cent dazu verdienen, dann kannst du das Upgrade oft zum absoluten Mindestgebot erhalten.
Strategie am Gate: Mit diesen Tipps erhöhst du deine Gewinnchancen
Wie bei jeder Auktion oder bei Ebay kannst du auch bei SeatBoost dein Geld verbrennen und merkst nicht, wenn dein Gebot zu hoch wird. Um den besten Preis zu ergattern gibt es hier ein paar Denkhilfen für dich:
- Der “Sniper”-Trick (Geduld zahlt sich aus): Nach der Eingabe des Mindestgebotes steige erst so spät wie möglich in die Auktion ein. Es reicht, wenn die Anderen den Preis nach oben treiben. Beobachte das Leaderboard und schlage erst in den letzten 10 bis 15 Minuten zu.
- Die Sitzplatz-Analyse: Schau kurz vor Auktionsbeginn in den regulären Sitzplan der Airline. Das kannst du in der Regel so gestalten, als ob du einen Platz reservieren würdest. Siehst du dort noch viele freie Business-Class-Sitze? Dann bleib entspannt beim Mindestgebot. Ist die Kabine fast voll? Dann wird die Auktion aggressiver und die Gebote höher.
- Krumme Beträge wählen: Biete nicht glatte Summen wie € 200/300/450. Viele Menschen setzen sich solche psychologischen Grenzen. Oft landest du mit einem krummen Gebot wie zum € 103,00 oder € 254,00 oft genau diesen einen entscheidenden Euro vor der Konkurrenz.
- Das “Ego-Limit” setzen: Entscheide vor dem Öffnen der App: “Was ist mir dieser Flug maximal wert?” Notiere oder merke dir diesen Betrag! Sobald die Auktion hitzig wird, neigt man dazu, das Budget zu sprengen.
- WLAN-Check: Nichts ist ärgerlicher als ein Verbindungsabbruch in der letzten Minute der Auktion. Sorge dafür, dass dein Smartphone am Gate stabilen Empfang hat oder im Flughafen-WLAN eingeloggt ist.
Fazit: Lohnt sich das Risiko für den Luxus über den Wolken?
Lohnt sich SeatBoost für den Luxus über den Wolken? Als erstes würde ich sagen, dass ich SeatBoost als reines „Sitz-Upgrade“ für mehr Komfort an Bord ansehe und mehr nicht! Es ist wie ein Besuch im Casino und es gibt keine Garantie für einen besseren Sitzplatz. SeatBoost ist perfekt für Reisende, die sowieso Economy fliegen würden, gerne am Gate zocken und auf ein echtes Schnäppchen hoffen. So habe ich es gehalten, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich glücklich war den Platz in der Premium Economy ersteigert zu haben, da dieser wirklich besser als die Holzklasse bei Condor ist. Hier mehr zu meinen Erfahrungen mit der Eco & Premium Economy bei Condor!
Wer jedoch Planungssicherheit braucht, Wert auf den Lounge-Besuch legt oder als Familie unbedingt zusammensitzen möchte, ist mit einem klassischen Festpreis-Upgrade besser bedient. Für alle anderen gilt: App laden, Limit setzen und das „Gate-Gänsehaut“-Gefühl genießen!
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